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Fazit

Anhang
Lebensläufe

Otto Wels
Frederick Werner Graf von der Schulenburg
Carl-Friedrich Goerdeler
Martin Niemöller
Claus Philipp Graf Schenk von Stauffenberg
Henning von Tresckow
Quellen



Diese Arbeit entstand im Rahmen einer Schularbeit im Jahr 1992. Seit diesem Datum ist sie nicht mehr aktualisiert worden und enthält deshalb auch keinen Bezug zu aktueller Literatur. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit erhoben. Wie immer im Leben, sollte man sich nicht ausschließlich auf eine einzige Quelle verlassen. Deshalb - vergleichen...

Der Tretsckow-Dohnanyi Putsch

© von Sven Maassen

Bis zu einem gewissen Grade war ihr Plan Hitler umzubringen vorbereitet; Versetzungen und andere Ereignisse konnten jedoch die besten Vorbereitungen immer wieder zunichte machen. Und schliesslich würde man so oder so ziemlich viel improvisieren müssen. Ende 1942 hatte Olbrecht zu Tresckow gesagt, er werde 8 Wochen brauchen. Als sie um waren, besprach sich Schlabrenndorff mit Olbrecht, und dieser sagte ihm:
"Wir sind fertig. Die Initialzündung kann in Gang gesetzt werden."

Das war Ende Februar. Natürlich galt dies nur mit den eben angedeuteten Einschränkungen. So war z.B. auch die Frage besprochen worden, wie das Führerhauptquartier Wolfsschanze, wo sich während Hitlers Aufenthalt auch das gesamte OKW und der WFSt befanden, mit Sicherheit nachrichtentechnisch isoliert werden könnte; der Chef des Wehrmacht-Nachrichtenwesens, General Fellgiebel, meinte dazu ganz richtig, da könne man nicht viel vorbereiten, denn dazu sei eigentlich die Besetzung der Verstärkerämter und der Fernämter nötig. Ohne Aufsehen und ohne Beteiligung der Reichspost war da nichts vorzubereiten, so dass man in diesem Punkte erst handeln könnte, wenn die Initialzündung erfolgt sei. Ein gewisser Grad der Koordination und der Verständigung zwischen dem Aktionszentrum an der Ostfront und der Zentrale in Berlin, musste aber doch hergestellt werden.
Zu diesem Zweck flog Canaris mit großem Gefolge am 7. März 1943 nach Smolensk, um dort eine allgemeine Besprechung durchzuführen. Er brachte auch seinen Chef der Zentralabteilung, Generalmajor Oster, den Leiter der Abteilung II, Oberst Lahnsen und den Sonderführer Dr. von Dohnanyi mit - und eine Kiste Sprengstoff. Diese wurde an die Abteilung II der Abwehrgruppe abgeliefert.

Tresckow und Dohnanyi besprachen sich noch spät am Abend und verabredeten einen Code zur Verständigung über die von der Berliner Gruppe und der Frontgruppe jeweils zu treffenden Maßnahmen. Tresckow kündigte die Initialzündung für die nächste sich bietende Gelegenheit an und ließ sich versichern, daß in Berlin die nötigen Vorbereitungen für den Staatsstreich getroffen seien.
Endlich kam dann Hitler am 13. März 1943, auf dem Rückflug von Winiza nach Ostpreußen, nach Smolensk. Die Frontlage war immer noch so prekär, daß er besorgt genug war, um die Reise zu unternehmen, trotz des bei Saporoshe erlittenen Schreckens.
Hitler wollte die Offensive auf Kursk besprechen und brachte wie bei seinem Besuch in Saporoshe den Chef des Wehrmachtführungsstabes und den Chef des Generalstabes des Heeres mit, dazu den RSD, Ärzte, Fotografen, Adjudanten, Parteileute, seinen Leibkoch und seinen Fahrer. Hitler und sein Gefolge, wieder auf drei Condor verteilt, begaben sich sofort nach der Landung auf dem Flugplatz in Smolensk in das nah gelegene Hauptquartier des Oberkommandos der Heeresgruppe Mitte.
Kluge und Tresckow waren Hitler zum Flugplatz entgegengefahren, aber Hitler benutzte kein Fahrzeug der Heeresgruppe, sondern ließ sich in einem seiner eigenen Wagen von seinem persönlichen Fahrer Kempka fahren. Es gab während des Krieges vier solcher Autokonvois, die zu diesem Zweck bereitstanden und gegebenenfalls dorthin gefahren wurden, wo Hitler sie gerade brauchte. Auch sonst waren die Sicherheitsmaßnahmen umfassend. Der Zugverkehr auf einer Strecke, die die Straße zwischen Flugplatz und Hauptquartier kreuzte, war für die Dauer des Besuches eingestellt worden.

Wo Hitler ging und stand, sah man auch SS Männer mit schussbereiten Maschinenpistolen im Anschlag. Anschliessend an die Besprechung, bei der ausser Hitler, Jodl, Zeizler, Schmundt und Kluge, sowie die Oberbefehlshaber der in der Heeresgruppe zusammengefassten Armeen mit ihren Stabschefs teilnahmen, fand im Casino des Oberkommandos der Heeresgruppe ein Essen statt. Nach dem früheren Plan hätte Hitler dabei erschossen werden sollen, was auch gut möglich gewesen wäre, allerdings wären die anderen Anwesenden dabei gefährdet worden. Während des Essens bat Tresckow einen Herren der Begleitung Hitlers, ein Päckchen für Oberst Stieff ins OKH (Oberkommando des Heeres) mitzunehmen, was dieser, der Oberstleutnant i.G. Heinz Brandt von der Operationsabteilung des OKH gerne tat; denn es war dabei durchaus nichts Ungewöhnliches. Das von Oberstleutnant Brandt zu befördernde Päckchen sollte jedoch eine Bombe sein.
Am Vormittag hatte Schlabrendorff, entsprechend der mit Dohnanyi am 7.März getroffenen Verabredung, den Hauptmann Ludwig Gehre, einen Mitarbeiter der Abwehr in Berlin, angerufen und ihm das Stichwort für die bevorstehende Initialzündung gegeben. Als sich nun nach dem Essen Hitler und sein Gefolge, wieder von Kluge und Tresckow begleitet, zum Flugplatz zurückbegaben, fuhr auch Schlabrendorff mit dem Sprengstoffpäckchen hinaus.
Er wartete, bis Hitler sich anschickte, in sein Flugzeug zu steigen, betätigte darauf die Zündung, indem er durch die Verpackung hindurch die Säureampullen mit einem Schlüssel zerdrückte und übergab, auf einen Wink Tresckows, das Päckchen an Oberstleutnant Brandt, der in dasselbe Flugzeug wie Hitler einstieg.
Nachdem alle drei Condor, von Jagdflugzeugen begleitet, gestartet waren, eilte Schlabrendorff ins Quartier zurück und rief wieder Gehre an; nun gab er ihm das Stichwort für die in Gang gesetzte Initialzündung. Gehre machte über Dohnanyi entsprechende Mitteilung an Oster.
Die von Tresckow zusammengestellte Bombe bestand aus zwei englischen Haftminen des Typs Clam, die jeweils mit ihren Magneten aneinandergelegt und zusammengehalten wurden. Außerdem waren sie mit Leukoplast umwickelt. In der Verpackung konnten sie für Cointreau ausgegeben werden. Als Zünder verwendete man einen dreissigminütigen und nahm an, dass das Flugzeug dann nach etwa 200 bis 250 km abstürzen würde.

Hitler ist zwar zuerst nach Winiza und dann von dort aus nach Rastenburg geflogen, so dass der Absturz vor dem Überfliegen von Kiew zu erwarten war. Aber nach einigen Stunden erfuhren die in Smolensk Wartenden, daß Hitler in Rastenburg gelandet sei. Schlabrendorff rief sofort wieder Gehre an und gab ihm das Stichwort für das Misslingen des Anschlags. Dann überlegte er mit Tresckow, wie die Lage noch zu retten wäre. Irgendwie musste man vor allen Dingen des Sprengstoffpaketes wieder habhaft werden, ehe ein Unglück geschah. Niemand konnte wissen, ob es nicht noch explodieren würde. Der Empfänger Stieff war damals nicht im Einzelnen eingeweiht. Tresckow rief also Oberstleutnant i.G. Brandt an und bat ihn, das Paket noch zu behalten, da eine Verwechslung unterlaufen sei.
Am nächsten Morgen flog Schlabrendorff mit dem üblichen Kurierflugzeug nach Ostpreußen, suchte Brandt im OKH im Lager Mauerwald auf und tauschte das Paket gegen eines, das wirklich Cointreau enthielt, aus. Dann nahm er den Sprengstoff mit in sein Schlafwagenabteil, das als Nachtquartier für Besucher diente und öffnete vorsichtig mit einer Rasierklinge das Paket. Er stellte fest, daß der Zünder bis zu dem Augenblick richtig funktioniert hatte, indem der von dem durchfressenen Draht freigegebene Schlagbolzen die Zündkapsel zur Detonation bringen sollte; der Schlagbolzen hatte sie richtig getroffen, das Zündhütchen war verbrannt, der Zünder war von außen geschwärzt, aber der Sprengstoff hatte sich nicht entzündet; wahrscheinlich wegen zu großer Kälte.
Schlabrendorff behielt die Haftmine bei sich und fuhr mit dem Nachtzug nach Berlin, wo er am Morgen des 15.März ankam. Er begab sich sofort zu Gehre und Oster und zeigt ihnen den Zünder. Die Enttäuschung aller Beteiligten war gross, hatten sie doch nun all die Gefahren und Nervenbelastungen umsonst durchgestanden, die mit dem Hantieren und Transportieren von Sprengkörpern in so geheimnisvoller und versteckter Weise, noch dazu in Hitlers Nähe, notwendigerweise verbunden waren.


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