Die Rote Kapelle
Die von der Gestapo als "Rote Kapelle" bezeichnete Gruppe war eine kommunistische Widerstandsbewegung, die ihre Haupttätigkeit nach Beginn des Ostfeldzuges 1941/42 entfaltete. Die Schwerpunkte des Widerstandes waren in Berlin und Hamburg. Mitglieder der Roten Kapelle waren:
- H. Schulze-Boysen
- A. von Harnack (Wirtschaftsökonom, Vater: evang. Theologe)
- Heilmann (im Amt Auslands-Abwehr)
- A. Kuckhoff (Schriftsteller)
- Leutnant Gollnow (Abwehrstelle der Luftwaffe)
- J. Wenzel (Komintern-Agent in Brüssel)
- Erika Gräfin von Brockdroff (Reichsarbeitsministerium)
- Funker Coppi u.v.a
Die Finanzierung dieser Gruppe nahm zunächst "Erdberg"
von der sowjetischen Botschaft in Berlin vor. Die Rote Kapelle trennte
nicht zwischen Spionagetätigkeit und damit verbundenem häufigem
Funkverkehr mit Sowjetagenten in Brüssel und Stockholm und der
kommunistischen Untergrundtätigkeit, die u.a. durch Studentengruppen,
geleitet von Prof. W. Kraus (Marburg), der illegalen Zeitung "Die
Innere Front", Flugblätter, Broschüren und Einflußnahme
auf Fremdarbeiter gekennzeichnet war. Die Rote Kapelle handelte unabhängig
von der KPD-Linie (Antifaschismus) und war ein Teil des sowjetischen
Spionagenetzes (Schwerpunkte in Belgien und Frankreich; Leitung L. Trepper).
Die Rote Kapelle verriet per Funkspruch Einzelheiten über die Deutsche
Flugzeugproduktion, Rohstoffzuteilungen u.a. an die Sowjetunion. Es
bleibt unter Experten bestritten, wie brisant diese Dinge waren, und
ob sie der Sowjetunion im Krieg tatsächlich geholfen haben. Nach
sechswöchiger Überwachung durch die Spionageabwehr (Canaris,
Schellenberg) wurde die Rote Kapelle am 31.8.1942 zerschlagen. Insgesamt
wurden im Reichsgebiet sowie in Paris und Brüssel über 600
Festnahmen durch die Gestapo vorgenommen. Danach kam es zu Geheimprozessen
in Berlin, bei denen 58 Menschen zum Tode und viele weitere zu hohen
Haftstrafen verurteilt wurden. Obwohl es sich bei den Mitgliedern der
Roten Kapelle um Patrioten und strikte Gegner des nationalsozialistischen
Systems handelte, stießen die Aktivitäten nach dem Krieg
auf Ablehnung bei Zeitgenossen und im historischen Urteil auf Ablehnung
und Verurteilung, weil die Rote Kapelle mit ihren Tätigkeiten Landesverrat
begangen habe, und dass das Bestehen der Roten Kapelle, durch Zusammenarbeit
mit der Sowjetunion die "Eigenstaatlichkeit" des Reiches zu
wahren, in Wirklichkeit, aber zur Förderung sowjetischer Ziele
geführt habe. Die Weisse Rose hingegen
kämpfte aktiv gegen die nationalsozialistische Herrschaft, ohne
jedoch Kontakt zum Ausland oder sogar zur Sowjetunion zu haben.