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Fazit

Anhang
Lebensläufe

Otto Wels
Frederick Werner Graf von der Schulenburg
Carl-Friedrich Goerdeler
Martin Niemöller
Claus Philipp Graf Schenk von Stauffenberg
Henning von Tresckow
Quellen



Diese Arbeit entstand im Rahmen einer Schularbeit im Jahr 1992. Seit diesem Datum ist sie nicht mehr aktualisiert worden und enthält deshalb auch keinen Bezug zu aktueller Literatur. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit erhoben. Wie immer im Leben, sollte man sich nicht ausschließlich auf eine einzige Quelle verlassen. Deshalb - vergleichen...

Die Anschläge des Militärs im Jahre 1943

© von Sven Maassen

Um die Jahreswende 1942/43 kam in Deutschland teilweise auch an den Fronten etwas wie Katastrophenstimmung auf. Der Fall von Stalingrad und die Vernichtung der 6.Armee war ein Schlag, von dem sich das deutsche Heer nicht mehr erholen sollte.
Zugleich wurde in Casablanca die Forderung des "Unconditional surrender" verhindert, was nicht nur die Vernichtung des mehr- oder minder verhassten Regimes der Nationalsozialisten, sondern auch der Souveränität der deutschen Nation bedeutete.

Hatte schon das Scheitern der aussenpolitischen Kontaktversuche der Opposition im Frühling und Sommer 1942 die Haltung der Alliierten deutlich gemacht, so bekam man sie nun noch unzweideutiger ins Gesicht geschleudert. In dieser Situation der Fehlschläge einerseits, der Siegesgewissheit der Kriegsgegner andererseits, entstand in Deutschland eine nahezu revolutionäre Atmosphäre. Die Erhebung der Geschwister Scholl an der Münchener Universität war ein Ausdruck dieser Stimmung, eine Stichflamme, die freilich von der allgegenwärtigen Gestapo und von der Furcht rasch wieder unterdrückt wurde. Henning von Tresckow war schon um die Jahreswende mit dem Eichenlaubträger Georg Freiherr von Boeselager in Verbindung gekommen, der im ganzen Heer als einer der besten Fünfkämpfer bekannt war und der sich Anfang 1943 der Opposition zur Verfügung stellte. Nun fragte Treschkow ihn, ob er sich zutraue, Hitler aus kurzer Entfernung mit einer Pistole zu erschiessen. Es dürfte nur gewagt werden, wenn wirklich mit Sicherheit ein tödlicher Schuss abgegeben werden könne.

Die Erfolgschancen für einen Einzelnen waren auf jeden Fall gering. Aber Boeselager war sich auch nicht sicher, ob er die nötige Kaltblütigkeit hätte. Es ist eines, einen anonymen Feind zu erschiessen, und ein anderes, außerhalb der soziologisch-pysochologischen Kampfsituation der Kriegshandlung an der Front einen Menschen vorsätzlich zu töten. Es hat gar nichts damit zu tun, wer dieser Mensch ist, wohl aber damit, ob er ein anonymer Feind oder persönlich bekannter Mitmensch ist. Dazu kam noch die unter den Verschwörern herrschende Überzeugung, dass Hitler sich gegen Attentate durch eine kugelsichere Weste und eine solche Mütze sichere. Sein Chefadjudant Schmundt hatte dies Tresckow und Gersdorff gesagt und dieser hatte selbst einmal Hitlers Mütze in der Hand und konnte sich von ihrem ganz ungewöhnlichen Gewicht überzeugen. So verfiel man auf den Gedanken, Hitler von einer ganzen Gruppe von Offizieren erschießen zu lassen, während er sich bei einem Besuch, zu dem man ihn angesichts der verzweifelten Lage an der Front zu veranlassen hoffte, im Casino des Oberkommandos Heeresgruppe aufhalten würde.

Rittmeister Schmidt-Salzmann und Oberst i.G. von Strachwitz erklärten sich bereit, mit 10 Offizieren der gerade in der Aufstellung begriffenen II.Abteilung des Reiterverbandes Boeselager an dem Kollektiv-Attentat teilzunehmen. Aber die Ausführung wurde kurz vor dem Besuch Hitlers aufgegeben, weil der Feldmarschall von Kluge, der ja während des Attentats anwesend gewesen wäre, sich mit dem Gedanken nicht befreunden konnte. Man mußte ihn unterrichten, damit er sich einigermassen aus der Schußlinie heraushalten konnte. Da meinte er nun, das sei denn doch nicht ganz ehrenhaft, den Mann beim Essen umzubringen, außerdem könnten andere hohe Offiziere gefährdet werden, auf die man es gar nicht abgesehen habe und auf die man nicht verzichten könne, weil ja die Ostfront gehalten werden sollte. Zur tätigen Beteiligung an einer Aktion gegen Hitler war Kluge ohnehin nur in ganz wenigen und ganz kurzen Augenblicken bereit.

Am 17.2.1943 begab Hitler sich in seiner Fock Wulf Condor von seinem Hauptquartier bei Rastenburg über Winiza nach Saporoshe. Er hatte sich ganz plötzlich dazu entschlossen und flog nachts um 2 Uhr ab. In seiner Begleitung, die zum Teil in zwei weiteren Condor reiste, befanden sich u.a. der Chef des Wehrmachtsführungsstabes, General Jodl und der Chef des Generalstabes des Heeres, General Zeiler, der seinen Vorgänger Halde abgelöst hatte. In Saporoshe führte Hitler Gespräche mit Manstein, dem Stabschef der Heeresgruppe A. Im Hauptquartier der Heeresgruppe B, deren Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Maximilian Freiherr von Weichs war, hatte man jedoch gehofft, Hitler werde nach Poltawa kommen. Darauf hatte vor allem der General der Gebirgstruppe Hubert Lanz und sein Chef des Stabes, Generalmajor Dr. Hans Speidel, gerechnet, um Hitler bei der Gelegenheit dort festzunehmen.
Dort geriet er ohne Zutun am dritten Tag seiner Anwesenheit in eine ganz gefährliche Lage...

Russische Panzer rückten auf der direkt am Flugplatz entlangführenden Straße nach Saporoshe vor und waren nur 2 Stunden entfernt, als Hitler noch immer in der Stadt war. Sein Pilot Baur fuhr sofort in die Stadt, um zur Eile zu drängen, und als die drei Condor starteten, waren die Russen schon am Ostteil des Flugplatzes angekommen, dort jedoch in einer Kolchose in Stellung gegangen. Sie waren wegen Treibstoffmagels liegengeblieben. Während Hitler und seine Begleitung herausflogen, schwebten zwei sechs-motorige deutsche Giganten, mit Panzerabwehrkanonen an Bord, weil man in Saporoshe keine zur Verfügung gehabt hatte, ein.

Lanz führte seit Ende Januar die Armeeabteilung im Raum Charkow; sie war dort nach dem Zusammenbruch der 8. italienischen Armee aus dem SS-Korps Haußer, der SS Leibstandarte Adolf Hitler unter Sepp Dietrich, der SS Division Reich unter Keppler, der SS Division Totenkopf unter dem früheren Inspekteur der Konzentrationslager, SS Obergruppenführer Theodor Eike, Teilen der Division Großdeutschland unter Generalleutnant Walter Hörnlein und zwei weiteren Korps, eines unter Generalleutnant Erhard Raus und des Panzerkorps 24, gebildet worden. Lanz hatte am 26.1. in einer nächtlichen Lagebesprechung in der Wolfsschanze von Hitler den Auftrag erhalten, Raum und Stadt Charkow gegen jeden Angriff zu halten - eine angesichts des Kräfteverhältnisses von etwa 1 zu 4 kaum lösbare Aufgabe.

Im Schneetreiben flog Lanz am nächsten Morgen nach Charkow, wo er die wenigen Truppen in verzweiflungsvoller Bedrängnis vorfand. Überdies wurde er noch von Hitler für die katastrophale Situation und ihre weitere Entwicklung, auf die er fast keinen Einfluss hatte, verantwortlich gemacht. Als einzige Eingreifreserve stand Lanz das Panzerregiment Großdeutschland unter Oberst Graf von Strachwitz im Raum von Poltawa zur Verfügung. Strachwitz war schon im Lazarett nach einer in Stalingrad empfangenen Verwundung von Oberst i.G. Wessel Freiherr von Freytag-Loringhofen über die von der SS hinter den deutschen Linien verübten Verbrechen unterrichtet worden. Nach seiner ersten Einsatzbesprechung mit Dr. Speidel am 8. Februar hatte er diesen auf die Frage, was er von der Lage halte, erklärt, wenn alles wahr sei, was man ihm erzählt habe, dann müsse Hitler weg. Dieser Erkenntnis stimmte Speidel zu.
Noch am selben Abend ließ General Lanz Strachwitz zu einer Besprechung kommen; er war inzwischen von Speidel über die Einstellung von Strachwitz informiert worden und forderte diesen auf, zu wiederholen, was er Speidel gesagt habe. In der militärisch hoffnungslosen Lage, in der Hitler praktisch das Selbstopfer ganzer Armeen forderte, stellten Lanz und Strachwitz so schon bei ihrer ersten Besprechung in dem Dorf Walki zwischen Charkow und Poltawa, wo sich Anfang Februar das Hauptquartier der Armeeabteilung befand, die Übereinstimmung ihrer Ansichten über die oberste Führung im Allgemeinen und über Hitler im Besonderen fest - kurz, sie waren sich einig, daß Hitler ein Verbrecher und also zu beseitigen sei. So entstand der Plan Lanz.

Da Strachwitz wiederholt versicherte, sich auf sein Panzerregiment unbedingt verlassen zu können, beschloß man, Hitler möglichst schon auf dem Flugplatz von Poltawa, spätestens aber während der Besprechungen im Hauptquartier, durch dazu ausgesuchte Teile des Panzerregiments unter Führung des Oberst Graf von Strachwitz festnehmen zu lassen. In der damaligen Kriegslage konnte die unauffällige Heranführung der Einheit auf die verhältnismäßig kurze Entfernung nicht schwer sein. Es marschierten dauernd irgendwelche Truppen hin und her. Man wollte nur im Falle ernster Gegenwehr, von der Waffe Gebrauch machen. Mit Auseinandersetzungen war zu rechnen. Hitler ließ sich immer vom Reichssicherheitsdienst (RSD) begleiten. Angehörige des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) und des Wehrmachtführungsstabes (WFSt), Adjudanten, etc. waren meist auch dabei.
Ein Attentat war nicht beabsichtigt, aber durchaus in Kauf genommen. Nur handelte es sich bei dieser Konstruktion nach den geltenden Begriffen nicht mehr um Mord. Es steht auch außer Zweifel, daß die Soldaten die Verhaftung Hitlers vorgezogen hätten, wenn sie nur möglich gewesen wäre. Strachwitz hätte Hitler dann an Kluge übergeben wollen.

Es folgte ...


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